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    Demographie

    In die Zukunft geschaut: So altert und schrumpft unser Land.

    Demographie | 17.1.2018 Drucken

    Unzureichende Prognosen für die Lebenserwartung

    Die statistische Lebenserwartung sagt nichts darüber aus, wie viele Menschen tatsächlich in einem bestimmten Alter sterben. Das führt zu Fehlern bei Prognosen. Forscher fordern daher die Einbeziehung der unterschiedlichen Lebensdauern.

    Die errechnete Lebenserwartung gibt an, wie lange Menschen durchschnittlich leben. Wie weit die Sterbefälle um diesen Wert streuen, bleibt aber unklar. Wenn die Hälfte der Menschen beispielsweise 60 Jahre alt wird und die andere Hälfte 100, dann läge die Lebenserwartung bei 80 Jahren. Doch niemand würde wirklich 80 Jahre alt werden.

    Prognosen für Lebenserwartung fehlerhaftDieses Paradoxon beschreibt eine Studie des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung. Ziel der Untersuchung war es, die Vorhersagekraft von Sterblichkeitsprognosen zu prüfen. Analysiert wurde das am Beispiel der Lebenserwartung von Frauen in den Ländern Dänemark, Italien und Japan. Ergebnis: Die Einbeziehung von Lebensdauerunterschieden verbessert die Genauigkeit von Sterbeprognosen wesentlich. Bisherige Berechnungen erfassen nur den linearen Anstieg der Lebenserwartung bei Geburt.

    Die Forscher verglichen dabei drei Vorgehensweisen für Sterblichkeitsprognosen. Darunter war auch ein selbst entwickeltes Modell. Die drei Methoden griffen auf Daten über die Sterblichkeit von Frauen zwischen 1965 bis 1990 zurück. Daraus ergab sich die Lebenserwartung in der Zeit von 1991 bis 2009. Diese Vorhersage überprüften die Demografen im Anschluss anhand der tatsächlichen Werte. Es zeigte sich, dass in allen drei Ländern die Lebenserwartung der Menschen steigt. Gleichzeitig unterscheidet sich aber die Streuung um das zu erwartende Alter. So gehen die Unterschiede in der Lebensdauer in Italien und Japan zurück. In Dänemark hingegen steigen sie leicht.

    Verschiedene Modelle zur Berechnung

    Es gibt verschiedene Modelle, um die durchschnittliche Lebenserwartung zu berechnen. Im Wesentlichen funktionieren sie jedoch alle ähnlich. Über einen bestimmten Zeitraum wird beobachtet, wie sich die Sterblichkeit in der Vergangenheit entwickelt. Daraus entsteht im Anschluss eine Prognose für die künftigen Jahrgänge. Anhand der tatsächlichen Todesfälle kontrollieren Demografen im Nachhinein die Genauigkeit der Vorhersage.

    Doch diese Kontrolle ist nicht so genau, wie bisher angenommen. So kann eine Prognose nach Vergleichen der Durchschnittswerte exakt zutreffen. Die zugrunde liegenden Annahmen zur Sterblichkeit stimmen jedoch nicht immer mit den tatsächlichen Sterberaten überein. Bei der Frage „wie lange lebe ich noch?“ ist es durchaus entscheidend, wie stark Einzelwerte um den Mittelwert streuen. Bleiben wir bei dem obigen Beispiel. Es ist ein Unterschied, ob man 80 Jahre alt wird oder aber eine Fifty-fifty-Chance besteht, entweder 60 oder 100 Jahre alt zu werden.

    Als “goldener Standard” zur Berechnung der Lebenserwartung gilt bis heute immer noch das sogenannte Lee-Carter-Modell. Das stammt aus dem Jahr 1992. Bei dem Klassiker treffen den Studienautoren zufolge die Sterblichkeitsprognosen sehr genau zu. Das gilt allerdings nur in Bezug auf die Durchschnittswerte. Dass sich der Rückgang der Lebensdauerungleichheit in Japan etwa ab 1990 extrem verlangsamt hat, wird nicht abgebildet. Mitautor der Studie Roland Rau versucht, diesen Missstand an einem einfachen Beispiel zu erklären: „Stellen Sie sich vor, Sie hätten für vier Personen einen Kuchen mit zwölf Stücken. Im Durchschnitt erhält jede Person garantiert drei Stücke. Aber ob nun jeder drei Stücke erhält oder aber vielleicht einer neun und die anderen jeweils nur ein Stück, lässt sich aus dem Durchschnittswert nicht ablesen. Im echten Leben ist dies jedoch durchaus von großer Relevanz.“

    Aussagen auch zur Streuung erforderlich

    Die dem ersten Anschein nach eingetroffene Vorhersage darf deshalb nicht allein für die Qualität eines Modells gelten. Der Mittelwert und die Streuung der Sterblichkeit müssen gemeinsam analysiert werden. Nur so entsteht ein realistisches Bild für die erwartbare Lebensdauer. Besonders notwendig erscheint das vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft. Die Lebenserwartung steigt rapide. Ein Ende dieses Trends ist nicht in Sicht. Das belegen jüngste Studien. Ziel der meisten Sterblichkeitsprognosen ist vorherzusagen, wie viele zusätzliche Lebensjahre die Menschen künftig gewinnen. Steigender Wohlstand, medizinischer Fortschritt oder gesündere Lebensweisen verhelfen zu einem immer längeren Leben. Doch wer ist damit eigentlich gemeint? Werden wir grundsätzlich alle älter oder wird der Wert durch eine kleine Gruppe Langlebiger nach oben gezogen? Bei den bisherigen Prognosen bleiben solche Fragen unbeantwortet. Es lässt sich nicht sagen, ob die breite Masse oder nur einzelne Schichten von der steigenden Lebenserwartung profitieren.

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